Bericht eines Schulinspektors aus dem Jahre 1803
Im Jahre 1705 mehr als 100 Jahre vor Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Bayern gab es im Pfarrdorf Pfelling schon einen Schulbetrieb im Mesnerhaus der Pfarrei. Der Schulmeister ein gewisser Johann Mühlbauer, der seine Ausbildung im Kloster Oberalteich erhielt, war von 1705 bis zu seinem Tode im Jahre 1750 der erste nachweisbare Lehrer in Pfelling.
Der Pfellinger Pfarrer und Heimatforscher Simon Strasser hat in den 1920er Jahren aus den Kirchbüchern der Pfarrei die Daten aller Lehrer und ihrer Familien von 1705 bis 1920 zusammengetragen. Hier kann über die Familien und die Berufe der Lehrer, die ja im 18. Jahrhundert meist nebenher einen Handwerksberuf aufübten, nachgelesen werden. Auch über den Zustand und die Ausstattung des Schulgebäudes ist einiges zu lesen.
Vom Schwarzacher Schulinspektor, Pfarrer Andreas Stichauner ist aus dem Jahre 1803 ein Bericht über die damaligen Zustände des Schulgebäudes und der Unterrichtsmittel überliefert.
Andreas Stichauner war von 1789 -1796 Pfarrer in Pfelling und kannte die Schule und den Lehrer Johannes Mändl aus seiner Pfellinger Zeit, hier sein Bericht im überlieferten Originaltext.
Primo: Schullehrer Johannes Mändl, in seiner Profession ein Schreiner der seiner Handarbeit, wo von er sich ernähren muss, abwartet und seinen Schülern wenig Zeit widmet.
Secunde: Schulwohnung und Zustand des dortigen Hauses!
Schon beim Eingang in dieses Schulhaus droht jedem fürchterliches Unglück. Die großen Steine ober der Thürschwelle hangen gleichsam in den Lüften und beginnen ganz gewiss und sehr bald samt der Türschwellen heraus zu fallen. Es schaudert jeden Vorbaygehenden. Die Stiege zur Schulwohnung besteht aus mehr zerbrochenen als ganzen Staffeln.
Liederlichkeit und Faulheit ist es, dass der Schullehrer, der selbst ein Schreiner ist, sich nicht erbarmt und schon von so vielen Jahren her die Staffeln nicht macht, sondern seine Schüler der augenscheinlichen Gefahr des Absturzes aussetzt.
Die Schulwohnung (Schulraum) selbst gleicht mehr einer Kinderstube, Schreinerwerkstatt als einer Schulstube, indem auf der einen Seit eine große Hobelbank, in der Mitte eine Wiege steht. In dem übrigen engen Platz aber man nicht weiß, wo man wegen des Herumliegenden Holz hintreten muss. Die Schüler müssen unter vielen Frost in einer elenden Schulbank ganz enge beieinander sitzen. Außer der Schulwohnung zeigte mir der Schullehrer eine Kuchel vor, in welcher an allen Seiten die vermoderten Steine herunterfallen und auch höchste Gefahr einer entstehenden Feuersbrunst droht.
Tertio: Schulapparat!
Man trifft in dieser unordentlichen und verwüsteten Schule nicht eine Rechnungstafel, obwohl der Schullehrer selbst ein Schreiner und als solcher eine Rechnungstafel machen könnte und sollte.
Quarto: Schulbücher sind in dieser Schule keine, als alte und verschiedene!
Quinto: Schulgeld!
Bisher nur sehr weniges, von den Armen nichts zu melden, da kein Gutthälteroder eine andere Hilfsquelle sich zeiget.
Sexto: Schulbesuch!
Der ganze Schulbesuch besteht aus dreizehn Schülern, wovon 6 über die Donau fahren müssen. Diese Schulwohnung ist für die Schüler so gefahrvoll al wie die Donau selbst.
Septimo: Fayertagschule!
Kann in keinem Orte in Pfelling gehalten werden, nicht im Schulhause, weil die Leuth solches verabscheuen und fürchten, auch kein Platz keine Ruhe alldort wäre. Nicht im Pfarrhof, weil in des Herrn Pfarrer sehr engem Zimmer kaum 7 Personen Platz finden werden.
Octavio: Schulunterricht im Singen!
Besteht dieser in einem halb gelernten und nicht zusammenhängendem Kirchenliede, welches der Schullehrer selbst nicht besser kann.
Nachdem der Schulinspektor in seinem Bericht, den Bauzustand und auch den Unterricht als einen Elenden bezeichnet, macht er noch Vorschläge, wie der schlechte Bauzustand abgestellt und ein Neubau erstellt werden könnte.
Pfarrer Andreas Stichauner: Diese gefährliche Schulwohnung sollte geleert und abgebrochen werden. Ein Vorschlag aber zur nicht so kostspieligen Auferbauung dieses Schulhauses wäre dieser: Wenn man das auf dem Spitz (spitzer Ausläufer zum Hutterhof hin) des Bogenberges stehende Ulrichskirchlein, im Volksmund Schimmelkapelle genannt, welches nur eine ¾ Stund (Gehstunde) von Pfelling entlegen ist abbrechen und die Steine und die Dachtaschen (Dachziegel) zum Bau des Schulhauses in Pfelling verwenden würde.
Pfarrer Stichauner begründet seinen Vorschlag, zu einem damit, das die Kapelle baufällig ist und auch sonst nur zwei mal im Jahr dort eine Messe gelesen wird, des weiteren führt er an, alle Baumaterialien könnten vom Hutterhof aus auf der Donau in nur einer ½ Stunde nach Pfelling gebracht werden.
Die Sparversion eines neuen Schulhauses kam nicht zustande, auch wenn Pfarrer Stichauner noch weitere Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigte:
Letztlich ist auch bekannt, dass die ganze Pfarr Schwarzach und mehrere gleich große Pfarreien wegen der verbotenen und doch gemachten Kreuzgänge* (Wallfahrten) sind um 750 fl. Und noch höher gestraft worden. Diese in Mitterfels erlegten Strafgelder könnten besonders zu Aufrichtung des Schulhauses in Pfelling Hilfe leisten.
*Kurz nach der Säkularisation waren alle öffentlichen Kirchlichen Veranstaltungen, wie Prozessionen und Wallfahrten verboten.
Bezüglich Unterricht und Bauzustand wird in einem weiteren Bericht, von einem Michael Hartmann Schulinspektor in Bogen aus dem Jahre 1805 von ähnlich schlechten Verhältnissen berichtet. Der so schwer gerügte Lehrer Mändl war noch bis zum Jahr 1822 Lehrer in Pfelling, also insgesamt 37 Jahre, bei seinem Wegzug war er 61 Jahre alt.
Der Heimatforscher Pfarrer Strasser schreibt: wohin er gezogen ist unbekannt.
Die Pfellinger Kinder mussten noch weitere neun Jahre in der baufälligen Schule den Unterricht besuchen, erst 1814 wurde das Schul- und Mesnerhaus neu gebaut. Das neue Gebäude wurde mit der Westfront und dem Eingang in den Friedhof verlegt. Eine genauere Baubeschreibung liegt leider nicht vor.
Im Jahre 1871 wurde das 1814 erbaute Schulhaus wieder abgerissen und durch einen weitern Neubau ersetzt, in diesem Schulgebäude wurde bis 1967 Schulunterricht gehalten.
In den ~ 260 Jahren in denen in Pfelling Unterricht erteilt wurde war die meiste Zeit nur eine Lehrkraft tätig. Die meisten Schüler, (bis zu 70) wurden um 1900 – 1920 unterrichtet.
Von 1956 bis 1967 war Oberlehrer Ulmer der letzte Lehrer in Pfelling er unterrichtete ~ 35 Kinder in 8 Klassen. Die Pfellinger Schule war eine der letzten Zwergschulen im Landkreis SR – BOG und wahrscheinlich auch eine der letzten in Bayern.
Quelle: Josef Geiger